Zehntausende Menschen sind in Israel erneut gegen die umstrittenen Justiz-Reformpläne auf die Straße gegangen. Am Abend demonstrierten alleine in Tel Aviv Medienberichten zufolge mehr als 150.000 Menschen gegen die Pläne der rechts-religiösen Regierung von Benjamin Netanyahu. Auch in anderen Städten protestierten Tausende Menschen.
Israels Regierung will einen Teil der Justizreform im Eiltempo auf den Weg bringen: In rund einer Woche soll ein Gesetz verabschiedet werden, das dem Höchsten Gericht die Befugnis nehmen soll, Entscheidungen der Regierung oder einzelner Minister als “unangemessen” zu bewerten. Der Gesetzentwurf wird in diesen Tagen im Justizausschuss für die finale Abstimmung im Parlament vorbereitet.
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Kennt sich jemand mit den Hintergründen aus und kann vielleicht etwas mehr Kontext liefern? Grundsätzlich finde ich es schon bedenklich wenn sich die Judikative bei der Benennung von Ministern einmischen kann, vielleicht verstehe ich das aber auch falsch.
Netanyahu ist korrupt und muss dafür vermutlich in den Knast. Jetzt hat er eine Regierung gebildet mit Leuten, denen man besser keine Macht übertragen sollte, und will mit diesen Reformen verhindern, dass er wirklich ins Gefängnis muss.
Generell ist dieses “nur dieses Person kann das machen” totaler Quatsch und es gibt gute Gründe warum man Leute von politischen Ämtern ausschließen kann. Mit dieser Änderung ist niemanden geholfen außer den einzelnen Personen. Alle Möchtegern Diktaturen (Ungarn Polen Türkei) fangen immer damit an Gerichte und Medien zu entmachten.
Ich finde den Artikel da verwirrend. Es steht nirgendwo direkt, dass das Gericht sich bei Ernennungen einmischen kann. Dann heißt es aber, dass ein Argument sei, das sonst Ministerien willkürlich besetzt werden.
Ich glaube da ist was durcheinandergeraten. Es ist eher unüblich, dass die Verfassungsjustiz Ernennungen verhindern kann. Diese kann normalerweise nur Gesetze oder Handlungen der Exekutive auf deren Verfassungskonformität überprüfen.
Kann natürlich sein, dass Bibi Minister gern auch mal illegal ernennt…
lesenswert, da versteht man warum das Verfasungsgericht irgendwann die Notbremse gezogen hat bei dem Mann
Das neue Gesetz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Proteste_in_Israel_gegen_die_geplante_Justizreform_2023
Zum Vergleich:
Bei uns gibt es den Bundesrat durch den Gesetze müssen.
Die 16 Mitglieder des Bundesverfassungsgerichts werden jeweils zur Hälfte vom Bundestag und vom Bundesrat gewählt, die abwechselnd auch den Präsidenten und den Vizepräsidenten bestimmen. Für die Wahl ist jeweils eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Das soll die Ausgewogenheit in den Senaten sicherstellen.
zuletzt gäbe es noch den Bundespräsidenten der das Gesetz unterschreiben muss und der auch auf weiterer Basis gewählt wird
Man stelle sich also vor den Bundesrat gibt es nicht, die Regierung besetzt den Wahlausschuss für die Besetzung des Verfassungsgerichtes und bestimmt damit die Verfassungsrichter UND kann dann deren Entscheidungen auch noch mit einfacher Mehrheit überstimmen. Da kann man die Gewaltenteilung auch gleich lassen, weil ganz plötzlich sind alle Gesetze die gemacht werden automatisch verfassungskonform.
Was den Minister angeht, der ernannt wurde und dann gehen musste:
https://de.wikipedia.org/wiki/Arje_Deri
und weil der Mann daraus nichts gelernt hat:
Seinen job machte er auch eher schlecht:
und dann wird er wieder verurteilt mit einem wie ich finde faulen Kompromiss:
und kaum ein Jahr später, bäm ist der Mann schon wieder im Ministeramt, als wäre nichts gewesen
Wow, vielen Dank für die ausführliche Erklärung!
Das hört sich wirklich nach einer Gesetzesänderung an, die darauf abzielt, das man ungestört durchregieren kann.
Einmischung ist okay wenn es eine bedingte und nicht festfahrende Situation ist. Der Bundespräsident könnte theoretisch die Arbeit des Parlaments und der Regierung blockieren mit einem Veto und fehlender Unterschrift. Aber das kann er auch nur begrenzt oft machen ohne zu viel politisches Kapital zu verlieren und letztendlich selbst gestürzt zu werden.
Das Verfassungsgericht kann Gesetze der anderen Zweige anfechten, wenn sie dem Grundgesetz widersprechen. verfassungsfeindliche Personen können über Umwege von der Berufung in ein Amt oder zur Aufstellung zur Wahl blockiert werden.
Dass man sich gegenseitig blockieren und widersprechen kann, ist ja der Sinn der Gewaltenteilung. Das Verfassungsgericht ist nicht Sklave der anderen Zweige. Man soll sich blockieren können und kritisieren können
Ist heftig zuzuschauen wie Israel langsam von den rechten übernommen wird. Gut dass die Progressiven Widerstand leisten.
Ich habe mir das Mosche Zimmermann Interview bei Jung und Naiv letztens angehört und der sagt sogar, dass das eine stetige Weiterentwicklung in Richtung rechts-national bzw rechts-dlradikal ist, was sich seit den 70ern vollzieht.
Ich frage mich, ob so eine Reform hierzulande auch nur annähernd so viele Menschen auf die Straßen treiben würde… und habe wieder Zweifel.