Nach den Vorfällen in Berlin wird medial und politisch viel über Gewalt in Freibädern diskutiert. Eine bundesweite Umfrage des ARD-faktenfinders zeigt jedoch: Die Zahl der Straftaten hat insgesamt nicht zugenommen. Von C. Reveland und P. Siggelkow.

Nach den Vorfällen in Berlin wird medial und politisch viel über Gewalt in Freibädern diskutiert. Eine bundesweite Umfrage des ARD-faktenfinders zeigt jedoch: Die Zahl der Straftaten hat insgesamt nicht zugenommen.

Gerichtliche Schnellverfahren, Passkontrollen am Eingang: Angesichts der jüngsten Auseinandersetzungen in einem Berliner Schwimmbad werden mögliche Konsequenzen derzeit hitzig debattiert - auch deutschlandweit.

Politiker wie der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagen, die Gewalt gehe oft von jungen Männern mit Migrationshintergrund aus, die AfD fordert härtere Abschieberegelungen. Doch ist die Zahl der Straftaten, die in Schwimmbädern begangen werden, wirklich gestiegen?

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Dass es insgesamt offenbar keinen Anstieg an Straftaten in Schwimmbädern gibt, deckt sich nach Angaben von Vincenz Leuschner, Professor für Kriminologie und Soziologie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR), mit der Forschung zur Jugendgewalt. “Insgesamt sehen wir seit Jahren sinkende Fallzahlen mit einzelnen Ausnahmen”, sagt er.

In Berlin wird die Jugendgruppengewalt in der PKS sogar als eigenes Phänomen erfasst und ausgewiesen. Im Jahr 2013 wurden noch 2856 Fälle registriert, 2019 waren es 2190. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der erfassten Fälle bei 1873.

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Dies sei ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das sich eben auch in Bädern abbilde. Die Lösung der Herausforderungen liegt laut Mankel in der richtigen Mischung aus “Prävention und Repression”. Dass führende politische Stimmen in Berlin ein härteres Durchgreifen des Staates fordern, begrüße die DGfdB, “denn ohne die Unterstützung der Politik wird es keine Verbesserung geben”.

Von populistischen Forderungen und Pauschalisierungen distanziert sich die DGfdB allerdings klar. “Dies lehnen wir ab, da es der Debatte in der Breite nicht gerecht wird und viele gut integrierte Erfolgsgeschichten vollends außer Acht lässt.”

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Die Debatte um die Sicherheit in Freibädern ist nicht neu und wird laut Holnburger insbesondere aus dem rechtspopulistischen bis rechtsextremistischen Milieu seit einigen Jahren jeden Sommer in die Öffentlichkeit getragen. Eine Auswertung des CeMAS zeigt, wie häufig die Begriffe “Schwimmbad” oder “Freibad” in den von CeMAS beobachteten 2820 deutschsprachigen Telegram-Kanälen aus verschwörungsideologischen oder rechtsextremen Kreisen auftauchen. Aktuell befassen sich täglich 200 Beiträge mit dem Thema - 2022 betrug der Spitzenwert 133.

Der Anstieg liege auch daran, dass die Medien in diesem Jahr verstärkt über Fälle von Ausschreitungen in Freibädern berichteten und sich gerade in Berlin viele Politiker dazu geäußert hätten. “Das führt zu einem selbstverstärkendem Effekt. Auch wenn Medien von den Akteuren häufig als Staatsmedien diffamiert werden, zitiert man sie trotzdem gerne, wenn das drin steht, was man gerne hören möchte”, so Holnburger.

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52Y

Danke Tagesschau für die Einnordung - mal wieder sehr interessant, wie viele Schreckgespenster sich als laues Sommerlüftchen entpuppen.

Jetzt hoffe ich, dass diese Information auch bei der Nachrichtenredaktion und deren Auswahl einen Einfluss hat, oder zumindest einen Hinweis in weiteren Artikeln zu diesem Thema bedingt.

AggressivelyPassive
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Man könnte fast meinen, dass gewisse Medien ein Interesse daran haben, eine rechtslastige Law&Order Agenda anzuschieben und die restlichen Medien dumm genug sind, auf den Zug aufzuspringen.

danielbln
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2Y

Prinzenbad und Columbiabad waren schon zu meinen Schulzeiten Ende der 90er berüchtigt für die immer gleichen Gruppen, die rumpöbeln und/oder sich anderweitig asozial aufführen. Gerne wurde auch früher schon schnell eskaliert, gerne mit Gruppendynamik.

Und ja, es war zumeist immer das gleiche Klientel. Patriarchische Familienstruktur, sozioökonomische Schlusslichter, gerne arabisch oder türkisch-stämmig, wo die Kombination leider häufiger vorkommt, fehlgeleitetes Gefühl von “Ehre”, null Empathie, usw.

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12Y

Sachmal… das Freibad auf dem Foto ist doch in Hamburg?

Sieht aus wie das Kaifu.

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